Homeoffice: Eine Chance für die Verkehrswende

Die Pandemie hat die Mobilität bereits jetzt dauerhaft verändert. Immer mehr Menschen arbeiten im Homeoffice und sparen sich dadurch den Weg ins Büro. 

Das Auto scheint immer mehr an Bedeutung zu verlieren, was mitunter natürlich auch an den Kosten für Benzin liegt. Viele Städte wollen künftig den Verkehr eindämmen und entwickeln bereits entsprechende Konzepte. In einigen Städten gibt es bereits verkehrsberuhigte Bereiche (auch “Wohnstraßen” genannt).

Zunächst dachten viele, das die Arbeit im Homeoffice nur eine Pandemie-Erscheinung ist und der Großteil der Menschen wieder ins Büro zurückkehrt. Homeoffice ist jedoch geblieben und wird immer beliebter. Natürlich darf man hierbei nicht vergessen, dass sich nicht jeder Job für das Homeoffice eignet. Dies betrifft z.B. Fabrikmitarbeitende.

Viele Führungskräfte haben erst sehr skeptisch reagiert, als die Mitarbeitenden ins Homeoffice geschickt wurden, weil sie befürchteten, dass die Arbeit nur mit einem intensiven Kontakt zwischen den Teammitgliedern funktionieren kann. Darum waren viele Führungskräfte zunächst gegen die Arbeit im Homeoffice.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 wurde mit Erhebungen aus dem Jahr 2020 verglichen. So lag die Zahl der Menschen, die im Homeoffice arbeiteten im Jahr 2017 bei gerade mal 17%. Während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 erhöhte sich diese Zahl auf 37%.

Die Zahl aus dem Lockdown blieb auch im Jahr 2022 nach der Rücknahme der arbeitsplatzbezogenen Restriktionen bei rund 36%, was viele so nicht erwartet hätten.

Heute gibt es immer mehr (hybride) Arbeitsmodelle. So gibt es Menschen, die komplett aus dem Homeoffice oder im Büro arbeiten, als auch Menschen die mal von zu Hause und mal im Büro arbeiten.

Die meisten Menschen arbeiten etwa 2,5 Tage im Schnitt aus dem Homeoffice oder von unterwegs. Den Rest der Arbeitstage verbringen sie im Büro. Durch die Pandemie hat sich der Anteil derer, die aus dem Homeoffice oder von unterwegs arbeiten stetig erhöht. Etwas mehr als 1/3 der Menschen arbeitet knapp die Hälfte der Arbeitszeit nicht mehr am ursprünglichen Arbeitsplatz.

Vor allem Besserverdienende profitieren davon, jedoch kann man eine Demokratisierung beim Homeoffice sehen. So haben im Jahr 2017 größtenteils gut Gebildete und Besserverdienende aus dem Homeoffice gearbeitet. Heutzutage hat dieser Trend auch Leute mit niedrigerem Einkommen und Bildungsabschlüssen erreicht. 

Auch hier nochmal der Hinweis, dass dies natürlich nicht für Jobs gilt, die ortsgebunden sind, wie z.B. in der Pflege. 

Der Anteil von “Klickarbeit” nimmt deutlich zu. Hierbei handelt es sich zumeist um schlecht bezahlte Jobs am Computer oder in Callcentern. Die Gefahr für Ausbeutung besteht gerade hier für prekär beschäftigte Klickarbeiter, da sie nicht mehr ins Büro gehen und sich nicht mehr in einer Gewerkschaft organisieren können. 

Sicherlich sind die Straßen etwas leerer geworden, aber auch heute stehen immer noch viele Menschen mehrere Stunden im Stau, wenn sie zur Arbeit und wieder nach Hause fahren. In München liegt die Stundenzahl pro Autofahrer im Jahr bei über 70 Stunden(!). 

Stellt sich also die Frage, wieso die Arbeit im Homeoffice den Verkehrsinfarkt nicht lindert?

Die Studie “Mobilität in Deutschland” aus dem Jahr 2017 hat belegt, dass das Homeoffice die Kilometeranzahl und damit die Verkehrslast verringert. Jedoch aber andere Verkehrsleistungen wie z.B. Lieferdienste zugenommen. So ist der Anteil der Menschen, die online bestellen, von 5,7% im Jahr 2017 auf 17,4% im Jahr 2022 angestiegen.

Heißt also, wenn alle wie im Jahr 2017 arbeiten würden, wäre das Stauproblem viel schlimmer. Ohne Homeoffice wäre die Verkehrsdichte in etwa um 1/4 höher!

Vereinzelt gibt es jedoch Studien, die belegen sollen, dass das Onlinebestellen mithilfe gebündelter Lieferwege unter bestimmten Bedingungen das Verkehrsaufkommen verringern könnte, da Kunden nicht mehr einzeln mit dem Auto zum Supermarkt fahren. Dies könnte funktionieren, sofern sich die Lieferdienste zusammenschließen würden und Ihre Pakete sozusagen “poolen”. Bisher wird noch jedes einzelne Päckchen und Paket mit einem großen Transporter an die Tür geliefert, was es noch schlimmer macht.

Gibt es eine Obergrenze für die Arbeit im Homeoffice?

Die Arbeit aus dem Homeoffice wird definitiv bleiben. Zukünftig werden mindestens 1/3 aller Beschäftigten mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit nicht mehr im Büro verbringen. Und dies zieht sich durch alle Branchen und Hierarchien. Das führt zu enormen Konsequenzen für die Infrastrukturplanung.

Fraglich, ob dann noch neue Straßen benötigt werden. Fakt ist, dass der Autoverkehr trotzdem zunimmt und die Straßen trotz Homeoffice stetig voller werden. Laut TomTom steigt zwar die Zahl der Autos weiter ab, jedoch gehen die gefahrenen Kilometer zurück.

Auswirkungen für  die Stadtplanung und Wirtschaft

Die Pandemie-Zeit hat eine Verschiebung zu Homeoffice und Onlineshopping ausgelöst und daran wird sich auch künftig nichts ändern. Der lokale Einzelhandel steht dadurch immer mehr unter Druck, sofern er nicht gut fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar ist. Parkplätze vor der Tür sind hierbei nicht entscheidend. Die Menschen möchten heute nicht mehr durch Staus und volle Parkplätze gestört werden. Daher sollten Einkaufsmeilen weniger auf Autos, sondern mehr auf Grün setzen.

Verschärft die Arbeit im Homeoffice die Wohnungsnot?

Ganz im Gegenteil. Viele Bürogebäude müssen umgenutzt werde und könne dan dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen.

Hilft ein 49-Euro-Ticket die Mitarbeitenden ins Büro zurückzubringen? 

Nein, da auch 49 Euro für viele Menschen noch zu teuer ist. Für Vielverdienende war der hohe Aufwand, den man für das Pendeln hat entscheidend.

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*Quelle: Der Spiegel


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